Pflegerische Unterstützung für Schmerzpatienten
Die medizinisch / pflegerische Versorgung von Schmerzpatienten ist in Deutschland überwiegend als äußerst mangelhaft zu bezeichnen. Durchschnittlich haben Patienten einen Leidensweg von 8 - 10 Jahren hinter sich, bevor sie richtig bzw. adäquat behandelt werden. Dieses zeigt sehr deutlich, wie ungenügend diesen Patienten geholfen wird. Ein Umstand, der bemerkenswert ist. Sind es doch immerhin ca. 8 Millionen Menschen in der Bundesrepublik, die unter chronischen oder unter immer wiederkehrenden Schmerzen leiden.
Dieser großen Anzahl von Patienten stehen 400 schmerztherapeutische Einrichtungen und Praxen gegenüber. Um eine ausreichende und flächendeckende Versorgung zu gewährleisten fehlen insgesamt ca. 600 Schwerpunktpraxen, Schmerzambulanzen und Spezialabteilungen in Kliniken.
Schmerzarten:
- 30 % Rückenschmerzen
- 20 % Nervenschmerzen
- 20 % Rheuma, Arthrose
- 10 % Unfallfolgen
- 10 % Tumorschmerzen
- 10 % Unterbauch / Verdauungstrakt
1,3 Millionen Patienten müssten mit Opioiden, Morphium oder dessen synthetischen Abkömmlingen behandelt werden. Leider werden Schmerzpatienten häufig nur sehr unzulänglich und ungenügend mit diesen Präparaten versorgt. Zu groß ist die Unkenntnis auf Seiten des therapeutischen Personals einerseits und die Angst der Patienten vor Abhängigkeit andererseits. Das Bild des abhängigen "Junkies" ist fest in den Köpfen der Patienten verankert.
Der Leidensdruck ist für viele Patienten unerträglich. Ca. 2 Millionen der Schmerzpatienten gelten als chronisch suizidgefährdet. Erschreckenderweise nehmen sich jährlich rund 3000 Menschen aufgrund ihrer unerträglichen Situation das Leben.
Wie können Pflegende sinnvoll unterstützen ?
Wichtigste Voraussetzung: Ein Schmerzpatient ist der Spezialist und die einzige Autorität im Hinblick auf das Vorhandensein und die Art von Schmerzen, da nur er derjenige ist, der den Schmerz fühlt und ihn beurteilen kann. Insofern sollten Pflegende und Therapeuten für alles offen sein, was den Schmerz kontrollieren könnte und all das berücksichtigen, was nach Meinung des Schmerzpatienten effektiv ist. Pflegende können diese Patienten beraten, ihnen wertvolle Tipps geben, sie bei der Therapie partnerschaftlich unterstützen und begleiten.
Pflegende sollten:
- eine gründliche Schmerzanamnese durchführen
- den Patienten genau beobachten
- die Wirkung von Medikamenten exakt beobachten
- Schmerzzustände registrieren und dokumentieren (Schmerzskalen)
- den Schmerz der Patienten ernst nehmen und es ihm signalisieren
- den Patienten beim Führen eines Schmerztagebuches unterstützen
Neben der medikamentösen Therapie sollten zusätzliche Schmerzlinderungsmaßnahmen angeboten werden, wie beispielsweise:
- Die Kutane Stimulation
- Eisanwendung
- Massagen von Körper, Händen und Füßen
- Schmerzbehandlung durch Wärme und/oder Kälte
- Vibrationen
- Nicht-invasive Schmerzlinderungsmaßnahmen
- Progressive Muskelentspannung
- Meditation
- Imagination
- Entspannung
- Auswahl bei der Versorgung mit Hilfsmitteln
- Stühle, Autositze, Sessel
- Matratzen und Lagerungssysteme (gerade sie können während des Liegens gezielt die Schmerzlinderung unterstützen).
Weitere Informationen zum Thema Schmerzbehandlung finden Sie bei den Kontaktadressen.
Pflegewissenschaft-Info, Oktober 2002, Hrsg. IGAP